Im September 2014 erblickte Charly das Licht der Welt. Zumindest als Romanfigur, ihr eigentlicher Geburtstag liegt einige Jahre früher, im September 1990. Da hatte ich aber noch keinen blassen Schimmer von ihr. Ich hatte mir die Anweisung meiner Lieblingsautorin, wie man beginnt einen Roman zu schreiben, zu Herzen genommen und drei Festlegungen gemacht:
Wann?
Wo?
Wer?
Schon beim „Wer?“ nahm mir Charly den Faden aus der Hand und begann, ihre Geschichte selbst zu erzählen. Ich wurde zum bloßen Zuhörer degradiert und durfte aufschreiben. Es brauchte (und braucht) Nerven und manchmal auch … mehr:
„Ich brauche einen medizinischen Schnaps.“
„Schon da“, vermeldete Lester und stellte ihr einen Whisky vor die Nase.
„Bowmore Black Rock“, entzifferte Charly das Etikett und hob den Blick zu ihrer Klettertruppe. „Als Gipfeltrophäe taugt der aber nicht“, grinste sie und öffnete den Verschluss. „So lange hält der sich nicht.“ Demonstrativ setzte sie ihn an und nahm einen großen Schluck. Hustend setzte sie die Flasche wieder ab.
Charlys Sommer, S. 457/458
Was lernt man daraus?
Man nehme sich Charlys Erlebnis zu Herzen und trinke ihn mit mehr Genuss. Den Whisky. Das bekommt besser. Dem Genießenden und dem Whisky.
Fürs Schreiben gibt ein historisches Vorbild ebenfalls den Rat:
Write drunk, edit sober.
Ernest Hemingway
Ich muß gestehen, dass ich zum Schreiben ja lieber Musik höre. Oder einen ganz bestimmten Musikfilm im Hintergrund laufen lasse. Aber ich denke, heute, da werde ich mir auch einen Whisky gönnen.
Auf Charly!