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„Was macht Charly?“

… fragte mich kürzlich ein Freund recht beiläufig. So, wie man sich nach einem weitläufigen Bekannten erkundigt – und meinte damit den Fortschritt eines weiteren Buches. Wenige Tage später klopfte die Bäckereifachverkäuferin in die gleiche Kerbe mit der Frage nach dem nächsten Buch. Es sei Sommer – und sie meinte damit den anstehenden Urlaub und die noch fehlende Lektüre dafür.

Ja, und was macht Charly nun?

Ich vermute, sehr Ähnliches wie ich. Befasst mit Kind, Familie, Beruf und den allfälligen Überraschungen jeder Art, die ein aktives Leben zu bieten hat. In jungen Jahren treibt sie sich wahlweise gerade unfreiwillig in den verschneiten Karpaten Rumäniens herum (was sich bei sommerlicher Hitze nicht wirklich leicht schreibt), erwägt den Diebstahl eines Erbstückes in Form einer rosafarbenen Dessertschale oder plant mit Freunden Urlaub im Flower-Power-Bulli. In späteren Jahren versucht sie, ihrem Mann einen teuren Einkauf schmackhaft zu machen und ist auf neuen Motorrad(ab)wegen. Aber grundsätzlich hat sie gerade so viel mit sich selber zu tun, dass sie kaum mit mir redet.

Genauso ergeht es ihrer Urgroßmutter, deren interessante Lebensgeschichte ich auch aufschreiben darf. Momentan allerdings winkt sie eher ab, wenn ich bei ihr vorbeischaue. Sommerzeit ist Erntezeit und kurz nach Kriegszeiten eine Existenz zu sichern, erfordert zu viel Einsatz, um abends noch darüber zu plaudern. Sie vertröstet mich auf die langen Winterabende.

Und sonst? Der Eine bekämpft seine Verluste und darum, einen schmalen Grat nicht zu überschreiten, einen seidenen Faden nicht reißen zu lassen, der Andere versucht wieder anzuknüpfen. Beide sind auch zu beschäftigt, um mit mir zu reden.

Was also mache ich als Autorin, wenn die Charaktere keine Zeit für für mich haben?

Nee, nicht Urlaub. Das wär‘ ja zu einfach.

Ich sortiere mein eigenes Leben, könnte Romane über Behördengänge verfassen, wenn nicht ein erledigter Weg vier(!) neue Aufgaben erbrächte, welche sodann einen Vollzeittag zur hälftigen Erledigung verbrauchen … Immerhin, das Hirn denkt in Möglichkeiten, Chancen und Entwicklungen (auch in Bezug auf Bücher) – und kann zu einem guten Teil über die Geschehnisse schmunzeln. Bissel Zeit zum Moppedfahren immerhin bleibt auch.

Ansonsten … Habt Geduld.

Gut Buch will Weile haben.

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