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Der kreiselnde Zeigefinger

Was habe ich ihn gehasst. Bedeutete es doch zumeist, an für mich unmöglichen Stellen mein Zweirad irgendwie um 180 Grad zu bugsieren. Mal mehr, aber häufiger weniger assistiert, mit der Begründung: „Du musst dein Motorrad selber beherrschen“. Was genauso nutzlos ist, wie vom Mopped gescheucht zu werden und man(n) erledigt es selber, weil’s „ja sonst wieder ewig dauert“.

Hilfreicher war da schon der instruierende Anraunzer „Guck‘ dahin, wo du hinwillst!“. Selten noch dazu, dass man(n) bei der ersten gemeinsamen Testfahrt nicht nur den Fehler erkannte, sondern auch gleich Abhilfe schafft. Mit langfristiger Wirkung, denn den Satz hab ich im Ohr sobald ich mich beim Wende-Kardinalsfehler „Blick vors Vorderrad“ erwische.

Nun begab sich aber folgende Premiere:

Ich war vorn und ich war ortsunkundig um die Ecke geschnipst – und stand in einer Sackgasse. Allerdings nicht alleine, sondern gleich mit zwei Herren im Gefolge. So kam ich in den Genuss, den Zeigefinger kreiseln zu lassen – und zu beobachten, wie man(n) mit unverhofft anverholfenem Wenden umgeht.

Der Eine, Bevorteilte, weil an dritter Position und somit am wenigsten weit ins prekäre Sträßchen vorgedrungen, rangierte kurz, hob sein Gefährt auf den Hauptständer, schwang sich in den Sattel und beobachtete mit verschränkten Armen und wohlwollend schmunzelnd, wie ich mein großes Gefährt von Hand wendete.

Der Andere, Benachteiligte, weil dicht in meinem Kielwasser fast ebenso weit falsch gefahren, verschwand samt fahrbarem Untersatz im Gebüsch, aus welchem er nach gediegener Zeit erhitzten Gemütes wieder auftauchte. Und sprach, was mir seinerzeit sehr weitergeholfen hätte, als ich mit Moppedgewicht und ausgewählter Wendestelle kämpfend, oft verzweifelten Tränen nahe gewesen war:

„Gar nicht so einfach, unverhofft was Passendes zum Wenden zu finden.“

Als Erster hat man ja doch immer die Möglichkeit des Falsch-Abbiegens im Hinterkopf und ist daher wesentlich eher darauf orientiert, gegebenenfalls mit möglichst geringem Aufwand korrigieren zu können.

Und noch eine weitere Erkenntnis hatte diese Begebenheit im Gepäck: Mit konsequentem Fokus auf die Möglichkeiten komme ich ohne Umschweife zur besten Lösung. Während alle Unmöglichkeiten gar nicht erst das Tableau betreten.

Am Ende gab’s gar ein Lob: für die tolle kurvige Strecke „fast wie in den Alpen“. Selbiges im südlichen Leipziger Land, wo alles so flach und langweilig ist, dass kaum einer dort fahren will. Verstehe ich gar nicht. Hatte ich mich doch schon mit der Grande Dame fast in einer unverhofften Serpentine an die Begrenzungsmauer geschmiegt, obwohl ich zum Üben extra ins topfebene Leipziger Land gefahren war.

Nun ja, verraten wir es nicht weiter. ;-P

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