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Gestatten, ich bin anders

Nicht auf den ersten Blick.

Da scheint alles dran zu sein. Zwei Räder, ein Motor, vorne und hinten Licht, zwei Ohren, ich meine: Spiegel …

Dass da was fehlt, fällt erst bei näherem Hingucken auf. Den Auspuff haben wir nicht verloren, der ist absichtlich nicht dran. Unnötiger Ballast.

Ich röhre ja auch nicht laut und auf überflüssiges Vibrationsgeschüttel verzichte ich auch. Ich sause. Mit allenfalls leisem Singsang, futuristisch anmutend wie weiland die „Enterprise“ mit Captain Kirk. Oder Jean-Luc Picard.

Vielleicht gerade deswegen schaut man(n) mir hinterher. Ich bediene das Gewohnte nicht. Das Klischee vom röhrenden, rüttelnden Rockermobil sucht man an mir vergeblich. Zumindest im ersten Moment ist das interessant, da unerwartet. Bis das geübte, soundvernarrte Bikerhirn mich in die Schublade gesteckt hat:

E-Dingsda

Kastriert. Kommt allenfalls bis zur nächsten Eisdiele. Wer sein Mopped liebt, der schiebt. Stundenlang Kohldampf und Langeweile neben einer Ladesäule. Oder gleich das Mopped nach Hause. Eine Tour ist ja nur schön, wenn zig-hunderte Kilometer in möglichst kurzer Zeit „abgerissen“ wurden. Schlecht für die Umwelt bin ich außerdem. Mit meiner Batterie, die kleiner ist als die der meisten herkömmlichen Autos.

Da geht der Fakt, dass ich meiner Chefin arg hoch bin und sie mir deshalb drei Zentimeter meiner Bodenfreiheit gemopst hat, glatt unter. Aus meiner Sicht finde ich das wesentlich diskussionswürdiger! Wer bitte, legt eine Enduro tiefer?!

Wie auch immer, ich fühle mich diskriminiert. Ich fahre wie jedes andere Mopped auch. Statt Vibrationen gibt’s die unmittelbare Rückmeldung zur Beschaffenheit des Untergrundes. Je nach Zustand der Straße stellt auch das jeden Einzylinder in den Schatten. Abgesehen vom Sound. Der ist halt anders.

Bis jetzt war jedenfalls das Ziel immer früher erreicht als der Akku leer war. Oder der Chefin war’s kalt. Oder der Weg zu kurz, um erst das große Getier aus der Garage zu räumen. Ein bisschen was hab ich schon zu sehen bekommen von der Welt. Die Eisdiele war noch nicht dabei.

Und sollte es doch irgendwann mal knapp werden: Retten kann man zumindest mich gaaanz einfach: Ein Computerkabel findet fast jeder noch in seinem Fundus.

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